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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
24. SONNTAG (LESEJAHR B)

2

MIT JESUS GEMEINSAM

Das Entscheidende: Sich zu Christus bekennen.
Das Bekenntnis schließt ein Ja zum Kreuz ein.
Das Kreuz im Alltag.

I. Das Pfingstfest der Juden - das dritte im öffentlichen Leben Jesu - war nahe. Früher war der Herr nach Jerusalem hinaufgegangen, um dort der Menge, die aus Anlaß des Festes von überallher in die heilige Stadt strömte, die Frohe Botschaft zu verkünden. Diesmal aber verhielt er sich anders: er zog sich mit seinen Jüngern zurück. Jesus verläßt das jüdische Gebiet und wandert das obere Jordantal hinauf nach dem ruhigen Cäsarea Philippi. Unterwegs und, wie Lukas vermerkt, nachdem er in der Einsamkeit gebetet hatte, fragt Jesus die Zwölf: Für wen halten mich die Menschen? Sie geben ihm weiter, was sie gehört hatten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija ... Der Herr stellt dann die entscheidende Frage: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Es gibt Fragen, die zwar interessant, jedoch unerheblich sind für unser Leben. Es gibt dann Fragen, wie etwa »Was ist der Mensch?« deren Beantwortung Einfluß auf unser Tun und Lassen hat. Die Frage jedoch, die Jesus am Fuße des schneebedeckten Hermon nahe bei Cäsarea Philippi seinen Aposteln stellt, entscheidet grundlegend über den Sinn und die Ausrichtung unseres Lebens: Ihr aber,»für wen haltet ihr mich? Petrus gibt die - damals wie heute - einzig wahre Antwort: Du bist der Messias, das heißt: der Christus, der Gesalbte. Mit diesem Würdetitel verband Petrus in seinem Bekenntnis noch die Aussage: Sohn Gottes, wie uns Matthäus überliefert.3 Es ist »jenes Bekenntnis, das erstmals in der Weltgeschichte, in der Heilsgeschichte die Einheit von >Menschensohn< und >Gottessohn< vom glaubenden Menschen her erkannte und aussprach. Ein ungeheures Ereignis der Menschheitsgeschichte! Der Fischer Simon aus Galiläa ermißt zwar noch nicht die Tiefe und die Folgen seines Bekenntnisses, doch er wirft seinen grenzenlosen Glauben weit über seinen begrenzten Verstand hinaus.«4 Der Apostel will sagen: Du bist jener, an dem der Sinn meines Lebens hängt- Gelingen oder Scheitern, Sinn oder Sinnlosigkeit -, alles entscheidet sich an meiner Antwort, an meinem Bekenntnis.

= 4 Der Apostel will sagen: Du bist jener, an dem der Sinn meines Lebens hängt - Gelingen oder Scheitern, Sinn oder Sinnlosigkeit -, alles entscheidet sich an meiner Antwort, an meinem Bekenntnis.Weder die Gunst des Geschicks noch Gesundheit oder Erfolg sind der Maßstab für das Gelingen unseres Lebens. Entscheidend ist nur unsere Antwort auf die Frage Christi: Für wen hältst du mich? Sie gibt allem und jedem, was geschieht, seinen Sinn.

Etwa zwei Jahre sind vergangen, seitdem der Herr die Zwölf in seine Nachfolge berufen hat. Der Umgang mit ihm während dieser Zeit läßt sie allmählich Tiefen ahnen, die sie erst nach der Auferstehung voll ergründen werden. Das ist auch unser Weg. Johannes Paul II. nennt ihn »einen Weg des aufmerksamen, bereiten Eindringens in die Geheimnisse Christi« Und der Papst fährt fort: »Wir müssen in die Schule jener ersten Jünger gehen, die seine Zeugen und unsere Lehrer sind, und uns gleichzeitig der Erfahrung und dem Zeugnis von zwanzig Jahrhunderten Geschichte öffnen, die von der Frage des Meisters und der vielstimmigen Antwort von Gläubigen aller Zeiten und aller Orte geprägt sind.«5

II. Nach dem Bekenntnis des Petrus vertraut Jesus zum erstenmal seinen Jüngern an, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber.6 Es ist ein rätselhaftes Wort für jene, die Zeugen so vieler Machttaten gewesen sind. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Die Antwort des Herrn ist hart, er gebraucht dieselben Worte wie in der Wüste dem Versucher gegenüber: Weg mit dir, Satan!7 Was der Teufel aus Bosheit versucht hatte, versucht jetzt der getreue Petrus aus Liebe. Doch seine Liebe greift zu kurz. Sie ist ehrlich gemeint, aber viel zu irdisch. Natürlich kann er den Zusammenhang des Erlösungswerkes noch nicht erfassen, noch weiß er ja nicht, daß das Kreuz das Zeichen des Heils sein soll. Wohl wiesen prophetische Texte wie die Jesaja-Stelle vom leidenden Gottesknecht in der ersten Lesung der heutigen Messe dunkel darauf hin: Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen (...). Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.8 Aber erst nach dem Ostergeschehen werden diese Stellen transparent - jetzt kann Petrus nur erschüttert und verständnislos reagieren. Er hat, so sagt ihm der Herr, nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen, er hat sich zu Jesus bekannt, er will dem Herrn überallhin folgen, aber dieses wohin - die letzte Wegstrecke bis ans Kreuz - hat nur Jesus klar vor Augen. »Was wir heute im Lichte der Belehrung durch den Heiligen Geist, der die Kirche lenkt, erkennen, war den Jüngern noch verhüllt und wurde ihnen erst stück- und schrittweise enthüllt. Jesus selbst führte sie an die Heilsgeheimnisse heran. Er machte sie dazu fähig, sie einst - in der jungen Kirche und diese aufbauend - weiterzugeben, pastoral und theologisch. Das heißt durch das Vorleben der Christusnachfolge im Bemühen, ihm menschlich gleichförmig zu werden, und durch die Unterweisung der zum Glauben Gelangenden über das Geheimnis der Erlösung.«9 Später werden all diese Apostel, die jetzt verständnislos das Wort des Herrn hören, in ihrem eigenen Leben den Zusammenhang von Leiden und Erlösung, Kreuz und Nachfolge erfahren, den sie jetzt noch nicht erfassen können.

III. Wir wissen, sagt Johannes Paul II., daß wir uns »vor Jesus nicht mit einer rein menschlichen Sympathie, mag sie auch noch so legitim und nobel sein, begnügen dürfen und daß es nicht genügt, ihn als eine eindrucksvolle Gestalt anzusehen, die ein historisches, theologisches oder soziales Interesse weckt und die Künstler inspiriert.«10 Christus nimmt unsere ganze Person in Anspruch. Er bittet uns darum, in seiner Nachfolge auf unseren Eigenwillen zu verzichten und mit ihm gleichförmig zu werden. Nach dem Tadel an Petrus ruft der Herr alle Jünger zu sich und sagt ihnen: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.11

In der Nachfolge verschmelzen Leid und Schmerz mit dem Kreuz Christi. Sie erhalten eine neue Qualität: verwandeln sich in Liebe und Erlösung. Wir besteigen mit Christus Golgota, wir läutern uns und entdecken den Schatz, der darin verborgen liegt. Wir haben dann die Kraft, für Dinge zu danken, die in den Augen der Menschen ein Unglück sind: Krankheit, Mißerfolg, Niederlagen oder gar Ruin. Und wenn wir einmal merken, daß wir verbittert und übelgelaunt darauf reagieren, dann wissen wir, daß wir das Kreuz aus den Augen verloren, daß wir uns von Christus entfernt haben.

Die Widerwärtigkeiten sind für einen Christen keine sinnlose Last. Man kann sie Gott darbringen als Sühne für die eigenen Sünden oder als Opfergabe für apostolische Fruchtbarkeit. Die Seele ist dann besser für das Gebet gerüstet, der Alltag wird dann ein Gewebe aus freudigen und schmerzlichen Geschehnissen, die wir auf Gott, unseren Vater, zu beziehen wissen. Das Herz weitet sich nun, und es wird leichter, unseren Mitmenschen verständnisvoll und geduldig zu begegnen. Und umgekehrt: Wer darauf aus ist, in seinem Leben jedem Opfer auszuweichen, wird Christus nicht finden und das Glück verfehlen, das Folge der Liebe und Hingabe ist. Wie oft müssen wir am Ende eines Tages feststellen, daß wir den freudigen Schwung eingebüßt haben, nur weil es uns nicht gelungen ist, die kleinen Widerwärtigkeiten als heiligend zu erkennen!

Der Herr möge uns helfen, Tag für Tag das Kreuz zu entdecken, das uns ihm gleichmacht. Ihn bitten wir: »Nimm mich so, wie ich bin, mit all meinen Fehlern und Armseligkeiten; aber laß mich so werden, wie du mich haben willst.«12

vgl. 8,27. - vgl. 9,18. - vgl. 16,16. - P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.20. - Johannes Paul II., Generalaudienz, 7.1.1987. - 8,31-32. - vgl. 4,10. - 50,6. - P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.56. - Johannes Paul II., Generalaudienz, 7.1.1987. - 8,34-35. - Johannes Paul II., , 13.9.1978.

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